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Medienpädagogik


Im "Creaktor" sind als konzeptionelle Schwerpunkte neben der Ausbildung immer auch die Vermittlung einer gesunden, kritischen Distanz zu Medien und die Selbstreflexion anhand des erzeugten Werkes fester Bestandteil der täglichen Arbeit.
Bedingt durch die Vorerfahrungen im pädagogischen Bereich hat der Gründer des Creaktors - Wolfgang Speich- neben den angebotenen Trainings und Seminaren ein medienpädagogisches Konzept für die Arbeit mit sozial auffälligen Kindern- und Jugendlichen entwickelt.
Die Arbeit mit diesen verschiedenen Gruppen und betreuten Einzelprojekten wird in den Creaktor-Units neben allen anderen Projekten gleichwertig dargestellt. Eine Klassifizierung findet bewusst nicht statt.

In den Creaktor-Units (betreute Band- und Einzelprojekte) kann der pädagogische Aspekt deutlicher in den Vordergrund gebracht werden.
Die Jugendlichen, die in ihrem Verhalten sehr von den aktuellen Medien geprägt sind, lernen durch die geführte Arbeit mit den Medien einen neuen Umgang bei der Betrachtung derselben. Das "sich selbst erleben" innerhalb eines Mediums (z.B. Videoclip, Tonaufnahme), relativiert den scheinbaren Abstand zum "Superstar", die Welt des "Seins und Scheins" wird begreifbar.
Ebenso wird die Schwierigkeit des wahren Weges zum Künstler erlebt.
Die Grenzen des eigenen Talents können erfahren werden, ohne deshalb an existenzielle Abgründe zu geraten. Der "Spass an der Sache" muss deshalb aber nicht verloren gehen; ebensowenig wie bei einem Klavierschüler, der eben kein Starpianist werden möchte, sondern einfach nur Spass an der Musik hat.
Oft sind Jugendliche auf der Suche nach Orientierung mangels realistischer Ideale und Vorbilder so überfordert, dass sie sich an Scheinwelten klammern, die ihnen eine Realität vorgaukeln, in der sie nichts können und nichts machen müssen, in der sich alles über den äusseren Anschein definiert. Die daraus entstehende "leere Hülle" -die von dem Wissen um das eigene Unvermögen ja nicht verschont bleibt- lebt gewissermassen in ständiger Angst vor der Entdeckung und perfektioniert dabei den Auftritt, die äusserliche Darstellung um den Preis einer eigenen Identität.
Eine gesunde Form der Darstellung und des Selbstbewusstseins ist in unserer von Medien geprägten Gesellschaft beinahe schon eine Vorraussetzung. Allerdings soll die Darstellung nicht der eigentlichen Persönlichkeit widersprechen, da sonst permanente Enttäuschungen des sozialen Umfeldes negative Erfahrungen bewirken, an denen die eigene Identität stückweise zerbricht, noch bevor sie gefestigt oder gar entstanden ist.
An diesem Punkt greift das medienpädagogische Konzept des Creaktors.
Es geht nicht darum die Vorstellung oder Darstellungsform als etwas durchweg Negatives zu begreifen und zu zerstören, sondern um es wieder in Einklang mit der Realität zu bringen.
Die Erfahrung des eigenen Ichs wird vor und hinter der Kamera und dem Mikrofon erlebbar. In der Zusammenarbeit mit Anderen, werden die Unterschiede der Darstellungsform und des eigentlichen Wesens sichtbar. Das erfordert auch den Mut der Beteiligten, sich selbst sichtbar werden zu lassen.
Die Möglichkeiten der (betreuten und z.T. auch bewusst begrenzten) öffentlichen Darstellung bewirken objektive Reaktionen von Unbeteiligten, die manchmal auch kritische Feedbacks provozieren. Die Wirkung wird somit auch hier erfahrbar, ohne dass die Gefahr eines Verlustes des eigenen sozialen Umfelds besteht.
Der Creaktor wird somit zum Experimentierfeld für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Die Energie der eigenen Kreativität wird für das eigene Wachstum genutzt.
Man kann durchaus sagen, dass der Creaktor in der Übernahme der Verantwortung diesen Prozess zu begleiten und zu führen, ein Gegengewicht zu dem z.T. verantwortungslosen, profitorientierten Vorbild einer Medienlandschaft wird, in der der Einzelne unter dem Vorwand der "eigenen Entscheidung" in der vielleicht wichtigsten Orientierungsphase seiner Entwicklung ansonsten weitgehend alleine gelassen wird.